Wurzelbehandlung oder Implantat?…………… Zahnerhalt oder Zahnersatz?

Sollte man „wurzeltote Zähne“ nicht lieber ziehen und stattdessen Implantate setzen?

Diese Frage ist von vornherein falsch gestellt, weil wurzelbehandelte Zähne nicht „tot“ sind, sondern nur das Innenleben (Endodont) entfernt und mit geeigneten gewebsverträglichen Materialien ersetzt wird. Das Endodont wird jedoch zwingend nur bei der Entstehung und der Entwicklung des Zahnes benötigt. Die Zahnwurzel selbst wird von außen über den Kieferknochen ernährt und bleibt so vital (Zahnhalteapparat).

Gefahr droht diesem Zahnhalteapparat nur durch Parodontitisbakterien oder Bakterien, die durch abgestorbenes Endodont oder unsachgemäß durchgeführte Wurzelbehandlungen vom Wurzelkanalsystem in das Parodont gelangen. Denn die körpereigene Abwehr kann Bakterien nicht bis in die Wurzelkanäle hinein verfolgen, sodass sie sich hier ungestört vermehren und dann ausschwärmen können (insbesondere bei verminderter Körperabwehr). Gelingt bei der Wurzelbehandlung das Sterilhalten der Wurzelkanäle und eine vollständige Entfernung aller organischen Gewebsreste sowie der abschließende bakteriendichte Verschluss bis tief in die Wurzelkanäle hinein, kann der Zahn biologisch wieder als gesund gelten. Lediglich die Stabilität ist reduziert, was oft die Notwendigkeit der Überkronung nach sich zieht: die meisten Zahnverluste nach Wurzelbehandlungen resultieren aus Zahn- oder Wurzelfrakturen wegen unterbliebener Kronenversorgung.

Implantate werden bereits seit den frühen 70er Jahren eingesetzt. Biologisch hat sich bereits zu Beginn der 90er Jahre die sogenannte Osseointegration als Verfahren der Wahl durchgesetzt. Zu dieser Zeit bereitete die Verbindung von Implantat („künstliche Zahnwurzel“) zu der in die Mundhöhle hineinragenden Zahnkrone noch Probleme, die aber im Laufe dieses Jahrzehnts mit maschienenbautechnisch verbesserten Systemen behoben werden konnte.

Seitdem funktionieren Implantate vorhersehbar gut und zuverlässig, wobei einige Dinge zu beachten sind:

1. Werden Implantate in eine gesunde Mundhöhle eingesetzt, wo ausreichend Knochen um die Implantate herum vorhanden ist und weitere Maßnahmen (Knochenaufbau, Kieferhöhenverlagerung usw.) nicht nötig sind, ist bei guter OP-Technik mit einer sehr guten und zeitlich uneingeschränkten Prognose zu rechnen.

Implantation vor 22 Jahren

2. Werden Implantate bei Patienten eingesetzt, die die eigenen Zähne durch eine schwere Parodontalerkrankung verloren haben, besteht für diese Implantate ein deutlich erhöhtes Risiko, ebenfalls eine Entzündung im Sinne einer Periimplantitis („Parodontitis am Implantat“) zu entwickeln.

3. Nach größeren Knochenaufbaumaßnahmen ist das Risiko ebenfalls höher als bei Implantationen ohne diese Maßnahmen.

In jedem Fall sind Implantate anfälliger für Zahnfleischentzündungen, aus denen mittelfristig Knochenabbau (Periimplantitis) entstehen kann, als eigene Zähne. Deshalb ist engmaschige Prophylaxe bei Implantatpatienten unumgänglich. Eigene Studien aus fast 30jähriger Erfahrung mit Implantatpatienten haben gezeigt, dass Patienten, die die empfohlenen Prophylaxe-Intervalle streng eingehalten haben, extrem selten Implantatverluste erleiden.

Beide Therapieverfahren – die Implantattherapie und die Endodontie – sind sehr techniksensitiv und die Erfolge in hohem Maße abhängig vom Können des Behandlers, weshalb sie vornehmlich von erfahrenen und speziell fortgebildeten Zahnärzten durchgeführt werden sollten.

Link zu Dr. Wolfgang Stähler